Fünfjährige Ausbildung

Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin

Die lange erwartete Einigung auf die Einführung des Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin ist gelungen. Gesundheitsministerium, Sozialversicherung und Ärztekammer haben sich Ende September einstimmig auf einen entsprechenden Modus verständigt. Die Ausbildung wird künftig im Anschluss an das Medizinstudium absolviert werden können und fünf Jahre dauern, davon zwei Jahre in einer Lehrpraxis. Die Forderung nach Etablierung eines entsprechenden Facharztes gibt es seit vielen Jahren. Zuletzt existierte schon eine spezielle Ausbildung für Allgemeinmediziner, aber keine Facharztausbildung. Aktuell steht am Anfang eine 9-monatige Basisausbildung, der ein 27-monatiger Turnus folgt, wovon ein Jahr in einer Lehrpraxis absolviert werden kann. Den Abschluss bildet eine mehrmonatige Ausbildung in einer Ordination. Hinkünftig wird die Ausbildung bis 2030 in mehreren Schritten auf fünf Jahre verlängert. Die zwei zusätzlichen Jahre werden als Lehrpraxis und überwiegend im niedergelassenen Bereich absolviert.

Für Gesundheitsminister Dr. Johannes Rauch ist mit der Verständigung „der wichtigste Schritt zur Einführung erfolgt“. Die Schaffung einer Facharztausbildung sei Teil eines Maßnahmenpaketes, um den Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver zu gestalten. Dies sei die Voraussetzung für eine Änderung des Ärztegesetzes, die in den kommenden Monaten im Nationalrat eingebracht werden soll.

Bei der Österreichischen Ärztekammer zeigte sich Präsident Dr. Johannes Steinhart erfreut, dass die seit 30 Jahren bestehende Forderung der Standesvertretung nun erfüllt wird. „Es waren langwierige und zum Teil sehr schwierige Verhandlungen, die jetzt Erfolg zeigen“, so Steinhart. Man müsse anerkennen, dass sich Gesundheitsminister Rauch und Sektionschefin Dr. Katharina Reich sehr für den Facharzt für Allgemeinmedizin und Familienmedizin eingesetzt haben.

Für MR Dr. Edgar Wutscher, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, muss dieser Schritt „als Meilenstein und längst verdienter Ausdruck der Wertschätzung und Anerkennung der Allgemeinmedizin“ gewertet werden. Wutscher geht davon aus, dass sich nun mehr junge Mediziner für diesen Berufszweig entscheiden werden. Der Präsident der Ärztekammer Steiermark, Dr. Michael Sacherer, bezeichnete die Entscheidung als wichtigen Schritt zur Gleichstellung der Allgemeinmedizin mit den anderen Fächern. Er hoffe, „dass diese Aufwertung der Allgemeinmedizin dazu beitragen wird, dass wieder mehr junge Kolleginnen und Kollegen für die Allgemeinmedizin zu begeistern sind“.

Auch die Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) und die Junge Allgemeinmedizin Österreich (JAMÖ) begrüßen die Schaffung des Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin. Während die fachliche und inhaltliche Betreuung in der Lehrpraxis positiv evaluiert wird, sieht die JAMÖ jedoch ein zentrales Problem in der praktischen Umsetzung. In jedem Bundesland seien die Regelungen zur Lehrpraxis unterschiedlich, dadurch würden Bundesländerwechsel während der Ausbildung erschwert. Um die Attraktivität der Allgemeinmedizinausbildung wirklich zu erhöhen, müssten die Erfahrungen der Betroffenen jedenfalls berücksichtigt werden. Bei der Ausarbeitung der Details sieht die JAMÖ daher ein zentrales Element in der Partizipation der Betroffenen, um unerwünschte Folgen der Ausbildungsreform durch bürokratische Details schon im Vorfeld abzuwenden. (red)

Quelle:


Presseaussendungen Östereichische Ärztekammer, ÖGAM, JAMÖ, Gesundheitsministerium im September 2022

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