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Umsetzung in der Praxis

Gesundheitsförderung in der Primärversorgung

In Österreich stellen Primärversorgungseinheiten eine neue, moderne und interprofessionelle Form der Versorgung dar. Dabei arbeiten Allgemeinmediziner*innen im Team mit Vertreter*innen verschiedener Gesundheits- und Sozialberufe in einem Zentrum oder Netzwerk zusammen.

Das Leistungsspektrum reicht über die klassische ärztliche Tätigkeit hinaus. Es umfasst auch pflegerische, therapeutische und soziale Aufgaben. Zudem sind Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz als wichtige Aufgabenfelder der Primärversorgungseinheiten definiert.

In der Primärversorgung kann jeder Kontakt genutzt werden, um die Ressourcen der Menschen zu stärken, etwa durch Motivation zu einem gesünderen Lebensstil oder zu sozialer Interaktion. Durch die vielen Gespräche mit Patient*innen und Angehörigen können auch wichtige Faktoren in der Region identifiziert werden, die zur Verbesserung der Gesundheit beitragen können. In diesem Zusammenhang können die Primärversorger*innen in Kooperation mit anderen Akteur*innen an regionalen Gesundheitsförderungsmaßnahmen – etwa zur Bewegung, Ernährung, psychischen Gesundheit, sozialen Teilhabe – mitwirken.

Eine gut ausgebaute Primärversorgung bringt viele Vorteile: Der Gesundheitszustand der Bevölkerung kann verbessert, Gesundheitschancen können gesteigert werden. Darüber hinaus verringert ein starkes Primärversorgungssystem auch die Anzahl nicht unbedingt notwendiger Krankenhausaufenthalte.

Professionelle Unterstützung für Primärversorgungseinheiten

Umfassende Infomappe

Um die Primärversorgungseinheiten von Anfang an hinsichtlich der Implementierung von Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitskompetenz zu unterstützen, wurde ein Projekt gestartet, mit dessen Umsetzung die Gesundheit Österreich GmbH und das Institut für Gesundheitsförderung und Prävention beauftragt wurden. Zu Beginn des Projektes wurde eine umfassende Informationsbroschüre für das Primärversorgungsteam entwickelt. Sie führt in die grundlegenden Konzepte ein und stellt konkrete Umsetzungsmöglichkeiten vor. Die Infomappe wird auch auf der Website der neu gegründeten Plattform Primärversorgung ( https://primaerversorgung.gv.at ) als Download zur Verfügung gestellt.

Eine erste Evaluation der Infomappe im Jahr 2020 zeigte bereits, dass die Unterstützung für die Primärversorgungseinheiten über schriftliche Informationen hinausgehen sollte und die unterschiedlichen Aufgabenbereiche immer wieder konkret thematisiert und im Detail besprochen werden müssen.

Dreiphasiger Begleitprozess in der Praxis

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat diese wichtigen Voraussetzungen im Konzept berücksichtigt und mit Unterstützung vonseiten der Gesundheit Österreich GmbH und des Instituts für Gesundheitsförderung einen mehrstufigen Begleitprozess konzipiert. In diesem Prozess werden die Primärversorgungseinheiten von Anfang an hinsichtlich der Implementierung von Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitskompetenz systematisch und bundesweit einheitlich unterstützt. Er gliedert sich in drei Phasen:

  • Beraten in der Gründungsphase

  • Unterstützen in der Startphase

  • Begleiten im Routinebetrieb

Damit wird die Gesundheitsförderung bereits bei der Gründung von Primärversorgungseinheiten mitberücksichtigt und konkret umgesetzt.

Erstellung eines Versorgungskonzepts

Der Begleitprozess sieht schon in einer sehr frühen Phase vor, dass ein Mitglied des Expertisezentrums Gesundheitsförderung, Prävention und Public Health ein Erstgespräch mit den Bewerber*innen für eine Primärversorgungseinheit führt. Im Mittelpunkt stehen hierbei Informationen über Strategie und Aufgaben sowie die Unterstützung bei der Erstellung des Versorgungskonzeptes in Bezug auf Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitskompetenz. Die erste Planung gesundheitsfördernder und präventiver Angebote erfolgt unter Berücksichtigung des regionalen Versorgungsprofils. Dieses enthält eine Zusammenstellung regionsspezifischer Zahlen und Fakten in Bezug auf das jeweilige Einzugsgebiet der betreffenden Primärversorgungseinheiten (demografische, sozioökonomische und epidemiologische Merkmale der Bevölkerung sowie bestehende Anbieter*innen im Gesundheits- und Sozialbereich).

Abb. 1: Die Österreichische Gesundheitskasse begleitet Primärversorgungseinheiten dabei, ein passendes Konzept zur Gesundheitsförderung aufzubauen

Workshops und Halbjahresgespräche

Im ersten Betriebsjahr einer Primärversorgungseinheit wird mit dem gesamten Team ein Einführungsworkshop abgehalten. Dieser soll die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses für den Aufgabenbereich sichern. Eingehende Informationen über Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz sowie gesundheitsfördernde und präventive Angebote der ÖGK runden den Workshop ab. Nach guter Planung kann sofort mit der Umsetzung der Angebote begonnen werden.

Im laufenden Betrieb begleitet die ÖGK das Team bei der Umsetzung ausgewählter Maßnahmen im Rahmen von Halbjah-resgesprächen. Durch regelmäßige Vernetzungstreffen ist der laufende fachliche Austausch zu den Themen Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitskompetenz gesichert.

Plattform Primärversorgung

Auf der Website der Plattform Primärversorgung ( https://primaerversorgung.gv.at ) finden Sie online die Infomappe „Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz in der Primärversorgungseinheit“ zum Download, mit Anregungen für konkrete Umsetzungsmaßnahmen in Form von Infoblättern. Diese geben auch Hinweise auf die erforderlichen Ressourcen sowie Weiterbildungs- und Kooperationsmöglichkeiten. Zudem stellt die Website viele weitere Informationen zum Thema Primärversorgung und Gesundheitsförderung sowie Antworten auf die folgenden Fragen zur Verfügung:

  • Was zeichnet die Primärversorgung aus?

  • Wie kann ich mich mit anderen Interessierten vernetzen?

  • Wo finde ich bestehende Primärversorgungseinheiten und was ist bei der Gründung zu beachten?

  • Welche Förderungen gibt es und wo kann ich sie beantragen?

Weiters werden für Mitglieder regelmäßig Webinare, Workshops und Vernetzungsveranstaltungen angeboten, u.a. zu den Themen gemeindeorientierte Primärversorgung, interprofessionelle Fallbesprechungen, Steuer & Recht bezüglich der PVE-Gründung oder Community Nursing. Die Aufzeichnungen dazu können in der Mediathek nachgesehen werden. Auf dem „Bunten Brett“ besteht zudem die Möglichkeit des virtuellen Austausches, hier können Mitglieder z.B. Jobangebote und Kooperationen finden und posten.

Bericht

Mag. Andrea Fallent

Quelle

Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Gesundheitssystem (KoGuG) Gesundheit Österreich GmbH

Literatur

Info-Mappe: Ihr Weg zur Gesundheitsorientierung. Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz in der Primärversorgungseinheit. https://primaerversorgung.gv.at/gesundheitsorientierung ; zuletzt aufgerufen am 27. 1. 2023

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