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Covid-19

Hausärzte erkennen viel Positives in der Coronavirus-Krise

Und sie dreht sich doch, die Gesundheitswelt in Österreich – hoffentlich nicht wieder zurück, wenn der Druck der Krise abnimmt. Eine Umfrage, die von der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) und dem Austrian Health Forum (AHF) mit dem Partner Demox Research Ende Mai 2020 unter Hausärzten in ganz Österreich durchgeführt wurde, zeigt, dass die Coronavirus-Pandemie ein kleines systemisches Erdbeben ausgelöst hat, das den Einsatz von Telemedizin zur Krisenbewältigung möglich gemacht hat.

Die Umfrage gibt zunächst einen Einblick in die Herausforderungen, mit denen sich Hausärzte seit Beginn der Pandemie konfrontiert sahen. Die vereinzelten Hilferufe von Ärzten nach Schutzausrüstung, die wir in den Nachrichten verfolgt haben, waren keine Einzelfälle: Ganze 90% der befragten Ärzte – quer über alle Bundesländer und Regionen – geben an, die Beschaffung geeigneter Schutzausrüstung sei eine teils große Herausforderung gewesen. Weniger medial präsent sind die wirtschaftlichen und organisatorischen Komplikationen, die sich in vielen Praxen aufgrund von Schließungen, niedriger Auslastung und Umstellungen auf einen Corona-sicheren Praxisbetrieb ergeben haben. Kopfzerbrechen bereiteten den Ärzten aber vor allem auch Fragen rund um die Versorgung der Patienten. Gerade vulnerable Gruppen nahmen oft nötige medizinische Betreuung in der Krise nicht in Anspruch oder brauchten ad hoc risikoärmere, kontaktreduzierte Versorgungsangebote. Dass sich zusätzlich noch die Kommunikation mit den Behörden über Covid-19-Verdachtsfälle schwierig gestaltete, war dabei keine Hilfe.

Eine klare Antwort der Hausärzte auf diese Herausforderungen: Telemedizin. Zwei Drittel der Befragten betreuen Patienten seit der Krise auch per Telefon, mithilfe von Skype, WhatsApp und anderen bekannten Kommunikations-Tools oder – seltener – mit spezieller Videotelefonie-Software. Die Erfahrungen damit: durchwegs vielversprechend. Fast 90% bewerten den Corona-bedingten Einsatz von Telemedizin als sehr positiv oder positiv, und immerhin knapp drei Viertel können sie sich als Teil der Regelversorgung „post Corona“ vorstellen.

Die Telemedizin ist übrigens nicht das einzig Gute, das die Ärzte in der Krise erkennen. Diese habe gezeigt, dass „vieles auch anders geht“ im Gesundheitssystem Österreich, und Verbesserungen wie die Lockerungen bei der chefärztlichen Bewilligungspflicht, die Abrechenbarkeit der Telemedizin und das E-Rezept angestoßen.

Telemedizin hängt nicht von Ablehnung oder Befürwortung einzelner Ärzte oder Patienten ab. Sie braucht einen ganzheitlichen Rahmen – angefangen bei klaren rechtlichen Spielregeln über ein Honorierungsmodell, das die veränderten Arbeitsrealitäten der Kassenärzte berücksichtigt, und integrierte, Praxis-zentrierte telemedizinische Technologie, bis hin zur Bewusstseinsbildung und Schaffung digitaler Kompetenz auf Patientenseite. Die Entscheidungsträger sind hier gefordert, die Freiräume, die die Krise geöffnet hat, rasch in Rahmenbedingungen für eine verbesserte Regelversorgung nach der Krise – oder während einer zweiten Welle – zu gießen.

Quelle:

Presseaussendung des austrian health forums vom 10.Juli2020

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