Globale Studie

Sterblichkeit in der Covid19-Pandemie

Durch den Aufbau der aktuell größten Sammlung weltweiter Sterbedaten hat ein deutsch-israelisches Forscherteam die tödlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie über 103 Länder in vergleichbarer Form aufbereitet. Die Sterblichkeitsraten bezogen auf bestimmte Zeiträume der Pandemie lassen ein Bild der Lage unabhängig von der Coronavirus-Teststrategie und -kapazität, den gemeldeten Infektionszahlen oder auch der Berichtspolitik eines Landes zu. Die Ergebnisse der Studie von Dr. Dmitry Kobak vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde der Universität Tübingen und Ariel Karlinsky von der Hebräischen Universität Jerusalem wurden nun online im Fachjournal „eLife“ veröffentlicht. „Die Sterbedaten sind unabhängig von zahlreichen anderen Aspekten und dadurch sehr aussagekräftig“, sagt Ariel Karlinsky. „Bis jetzt gab es jedoch keine globale, aktuell gehaltene Sammlung dieser Zahlen.“ Um diese Lücke zu füllen, haben die Studienautoren wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Sterbedaten aus 103 Ländern und Regionen gesammelt, die sie im World Mortality Dataset öffentlich verfügbar gemacht haben. Sie selbst nutzten diese Daten, um die Sterblichkeitsraten der einzelnen Länder während der Covid-19-Pandemie zu erfassen.

„Uns hat interessiert, ob eine Übersterblichkeit durch die Pandemie zu verzeichnen war, und wenn ja, in welchem Umfang – und ob die Zahlen über die Länder hinweg vergleichbar waren“, so Karlinsky. Die Analysen ergaben, dass in einigen der Länder, die am schlimmsten von Covid-19 betroffen waren – vor allem Peru, Ecuador, Bolivien und Mexiko –, die Übersterblichkeit bei mehr als 50 Prozent der zu erwartenden jährlichen Sterblichkeitsrate lag oder bei mehr als 400 zusätzlichen Toten pro 100000 Einwohner in Peru, Bulgarien, Nordmazedonien und Serbien. Zugleich lag die Sterblichkeit in Ländern wie Australien und Neuseeland während der Pandemie unter dem üblichen Level. Die Autoren gehen davon aus, dass dies durch die Abstands- und Hygieneregeln zustande kam, was die Tode durch andere Infektionen als Covid-19 reduzierte. Sie stellten außerdem fest, dass zwar viele Länder genaue Covid-19-Sterbedaten übermittelten, andere aber – darunter Nicaragua, Weißrussland, Ägypten und Usbekistan – nur weniger als ein Zehntel der tatsächlichen Pandemietoten meldeten.

Der Studie zufolge lag die Übersterblichkeit in Österreich in der Pandemie bisher bei rund 10000 Verstorbenen. Die Übersterblichkeitsrate – die Zahl der Toten über die zu erwartende Sterblichkeitsrate hinaus – bewegt sich übrigens im europäischen oberen Mittelfeld, die Übersterblichkeitsraten von Ländern wie Deutschland oder Finnland unter der der europäischen Nachbarländer.

Quelle:

Presseaussendung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen vom 3.8.2021

Literatur

Karlinsky A, Kobak D: Tracking excess mortality across countries during the COVID-19 pandemic with the World Mortality Dataset. eLife; doi:10.7554/eLife.69336

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