Ärztekammer fordert Abhilfe

Bürokratie und Dokumentation belasten Spitalsärzte

„Die bürokratischen und dokumentarischen Tätigkeiten unserer Ärztinnen und Ärzte, insbesondere im Spital, haben ein Ausmaß erreicht, das unsere Gesundheitsversorgung sogar gefährden kann. Lasst unsere Ärzte endlich das machen, was sie können und wofür wir sie jahrelang ausgebildet haben – nämlich Ärzte sein, die sich um ihre Patienten kümmern, mit ausreichend Zeit für umfassende Gespräche, Untersuchungen, Diagnosen und Therapien“, erklärt Dr. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. „Ich fordere die Politik daher auf, das endlich auch praktisch zu unterstützen und eine Initiative zur Befreiung der Ärzteschaft von dieser überbordenden Bürokratie zu starten.“ Dr. Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, ergänzt: „Wir fordern diese notwendige Entlastung seit Jahren, geschehen ist leider nichts – dabei wäre es längst an der Zeit, jenen Ärztinnen und Ärzten, die noch bei uns arbeiten wollen, genügend Zeit für ihre eigentlichen Tätigkeiten zu geben.“

Schon eine Spitalsärztebefragung im Jahr 2019 hat ergeben, dass nur 58 % der wöchentlichen Arbeitszeit tatsächlich auf ärztliche Aufgaben entfallen, 37 % auf Administration und 5 % auf Lehre und Forschung. „In persönlichen Gesprächen mit den Spitalsärzten muss ich zu dem Schluss kommen, dass sich die Situation seither nicht verbessert, sondern sogar noch zugespitzt hat“, betont Mayer. „Die meisten Klagen über zu viel Bürokratie und Dokumentation vernehmen wir besonders von Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung – dort macht das sogar knapp 50 % der Arbeitszeit aus.“

Daher sei es dringend nötig, flächendeckend Dokumentationsassistent*innen einzustellen, die die Spitalsärztinnen und -ärzte administrativ unterstützen – mit einer klaren Definition, welche Tätigkeiten in welchem Umfang an diese ausgelagert werden können, so Mayer: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum die wichtigste Ressource in der Gesundheitsversorgung für Schreibtätigkeiten eingesetzt wird, die gut auch jemand anderer machen könnte. Allein dieser Schritt könnte eine sehr wirksame Maßnahme im Kampf gegen den drohenden Ärztemangel sein, indem wir unsere hochmotivierten Ärztinnen und Ärzte für ihre eigentlichen medizinischen Tätigkeiten freispielen.“ (red)

Quelle:

Presseaussendung der Österr. Ärztekammer vom 21. 11. 2022

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