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Kosten in öffentlichen Gesundheitssystemen

Unterschiedliche Berechnungsmethoden erschweren Vergleich

Das öffentliche Gesundheitswesen wird europaweit durch Ausgaben für die Therapie chronischer und psychischer Erkrankungen sowie Multimorbidität immer mehr belastet. Es ist allerdings unmöglich, diese Kosten sektorenübergreifend und international miteinander zu vergleichen, weil es bis dato keinen Goldstandard für Kalkulationsmethoden gibt. Damit sind auch gesundheitsökonomische Evaluationen erschwert durchführbar. Seit 2018 läuft das von der EU finanzierte Projekt PECUNIA, in dessen Rahmen standardisierte Methoden für die Ermittlung von Kosten- und die Bewertung von Outcome-Daten für eine optimale Gesundheitsversorgung in der EU entwickelt werden sollen. Koordiniert wird das Programm von Univ.-Prof. DDr. Judit Simon, Leiterin der Abteilung für Gesundheitsökonomie des Zentrums für Public Health der MedUni Wien. In diesem Zusammenhang führte ein Team um Prof. Simon und Ass.Prof. Dr. Susanne Mayer nun eine Studie zum systematischen Vergleich von verschiedenen etablierten Berechnungsweisen und deren Auswirkungen auf die nationalen Kostenschätzungen durch. Dafür wurde als Beispiel der Kostensatz für eine Konsultation bei Allgemeinmedizinern gewählt. Zum Einsatz kamen sechs verschiedene internationale Methoden zur Berechnung. Es stellte sich heraus, dass in Abhängigkeit von der verwendeten Berechnungsmethode die durchschnittlichen Kosten für das Gesundheitssystem pro Besuch beim Allgemeinmediziner in Österreich (im Jahr 2015) zwischen 15,6 Euro und 42,6 Euro bzw. zwischen 25,3 Euro und 29,8 Euro schwankten. Die Variationsbreite beträgt insgesamt 173 Prozent. Es zeigte sich also, dass Referenzkosten nicht nur von den verfügbaren Daten, sondern auch sehr von den Methoden der Berechnung abhängen. Simon: „Dies streicht heraus, dass es notwendig ist, Methoden der Kostenberechnung sektoren- und länderübergreifend zu harmonisieren, um überhaupt miteinander vergleichbare Kostendaten zu erhalten und damit die Kosteneffizienz von Gesundheitssystemen erhöhen zu können. Das Ziel des PECUNIA-Projektes ist es, vergleichbare Methoden für die Berechnung von Kostendaten auszuarbeiten und darauf aufbauend für einzelne Leistungen erste standardisierte Referenzkostendaten zu entwickeln sowie letztlich öffentlich zugänglich zu machen.“

Quelle:
Presseaussendung der MedUni Wien vom 9.Oktober 2020

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