Covid-Versorgung im niedergelassenen Bereich

Hürden im Arbeitsalltag

Die niedergelassenen Ärzte haben sich längst auf die Betreuung von Covid-infizierten Menschen eingestellt, doch es gibt noch immer Hürden, die in der sich zuspitzenden Lage immer deutlicher zutage treten, wie auf einer Pressekonferenz der ÖÄK besprochen wurde.

„Nicht nur Ärzte in den Krankenhäusern und Intensivstationen, sondern auch die niedergelassenen Ärzte leisten aktuell Übermenschliches, um unser Gesundheitssystem am Laufen zu halten und Kollateralschäden zu vermeiden“, brachte Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der ÖÄK und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, die Situation auf den Punkt. „Dabei sind einige Punkte zutage getreten, die bei der Arbeit behindern“, sagte Steinhart.

Besonders schwer würden gerade jetzt tagelange ELGA-Ausfälle wiegen, wie sie erst kürzlich vorgekommen sind. „Hier wünschen wir uns mehr Unterstützung der Politik, damit ELGA endlich als kritische Infrastruktur behandelt und finanziell so ausgerüstet wird, dass wir zuverlässig damit arbeiten können“, so Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied, Allgemeinmedizinerin in Wien und Leiterin des Referates für Primärversorgung und ärztliche Zusammenarbeitsformen der ÖÄK. Das wäre aber noch ein kleineres Problem – katastrophal seien dagegen die Limitierungen bei der Gesprächsmedizin. „All der betriebene Aufwand wird durch diese Limits nicht einmal honoriert. Hier muss Abhilfe geschaffen werden“, so Kamaleyan-Schmied. Bei den zunehmenden Hausbesuchen werde zudem schmerzlich bewusst, dass es an einer Sache immer noch hake: „Nach wie vor ist es so, dass die Wiener Ärzte, die für Visiten ihre privaten Fahrzeuge verwenden, nicht im Bezirk der Ordination parken dürfen – außer sie wohnen zufällig im selben Bezirk und haben auf dem Privatauto daher das ‚passende‘ Parkpickerl“, erzählt Kamaleyan-Schmied. Eine Ausnahmeregelung wie bei den Gewerbebetrieben sei dringend notwendig.

Aber auch das Dispensierrecht war Thema dieser Pressekonferenz: „Selbstverständlich wäre es für uns auch eine große Hilfe, wenn endlich das Dispensierrecht für alle Ärzte kommen würde. Ich persönlich ordiniere am Dienstag und am Donnerstag bis 19 Uhr, da haben die meisten Apotheken schon zu. Mit Dispensierrecht würde ich dem Patienten sein Medikament einfach mitgeben. Stattdessen setze ich ihn und seine Kontaktpersonen in öffentlichen Verkehrsmitteln einem unnötigen Infektionsrisiko aus“, schilderte Kamaleyan-Schmied.

Dr. Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin (BSAM) der ÖÄK und Allgemeinmediziner in Tirol, unterstrich die Leistung der Hausärzte in der Pandemie: „Wir niedergelassenen Allgemeinmediziner übernehmen einen Großteil der Behandlungen von Covid-19-Patienten und wir leisten durch die Behandlung von schwereren Covid-Fällen einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Krankenhäuser.“ Allgemeinmediziner seien auf die Behandlung der Patienten bestens vorbereitet, die BSAM habe schon zu Anfang der Pandemie eine Checkliste für die Betreuung und Überwachung der an Covid-19 Erkrankten erstellt. „Diese unterstreicht die großartige Eigeninitiative der Ärzte sowie der Bundessektion. Jeder Allgemeinmediziner kann sich schnell in dieser Checklist vergewissern, was zu tun ist, denn die Patienten sind je nach Schweregrad der Erkrankung anders zu behandeln“, so Wutscher. „Nur durch die Impfung werden wir der Seuche Herr werden. Hier haben Hausärzte eine der wichtigsten Aufgabe bei der Vorbeugung der Pandemie. Sie können wohnortnah und kompetent beraten und dann gleich die Impfung durchführen – dank ihrer umfassenden Ausbildung bei garantiert höchstmöglicher Patientensicherheit in jeder Situation“, betonte Wutscher abschließend.

Quelle:

Presseaussendung der ÖÄK vom 25.11.2021

Back to top