Covid-19 und Fruchtbarkeit

„Die Covid-19-Impfung macht genauso wenig unfruchtbar wie ein Schnupfen“

Impfen oder nicht impfen? Diese Frage stellen sich viele Frauen, denn in Internetforen kursieren Geschichten, welche eine Bedrohung der Fruchtbarkeit durch die Covid-19-Impfung heraufbeschwören. Univ.-Prof. Dr. Bettina Toth, Direktorin der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, räumt mit Impfmythen auf und hat eindeutige Antworten.

„Es wurde schon früher ganz häufig behauptet, dass Impfungen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Das sind Märchen, die aber massive Ängste in der Bevölkerung auslösen, wie der Wissenschaftskabarettist und „Science Buster“ Martin Moder in einem YouTube-Video treffend darlegt: Die Sorge, dass die Coronavirus-Impfung unfruchtbar machen könnte, rührt daher, dass Teile der Virushülle – das sogenannte Spike-Protein – in der Impfung enthalten sind, die dem Plazenta-Protein Syncytin-1 ähnlich sind. Dieses wiederum ist für die Bildung des Mutterkuchens zuständig. Nun befürchtet man, dass Antikörper, die gegen das Spike-Protein gebildet werden, aufgrund der Ähnlichkeit theoretisch auch Syncytin-1 angreifen könnten und so das Wachstum des Mutterkuchens stören. Diese Befürchtung konnte aber zwischenzeitlich durch wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig ausgeräumt werden. Kurzum: Die Coronavirus-Impfung macht nicht unfruchtbar, genauso wenig wie ein Schnupfen oder Durchfall unfruchtbar machen“, so die eindeutigen Worte der Expertin. Zur langfristigen Auswirkung einer Covid-19-Erkrankung auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen erklärt Toth: „Es gibt deutlich weniger Studien über die langfristigen Folgen eines schweren Covid-19-Verlaufs auf die Fruchtbarkeit von Frauen als auf jene von Männern. Das hat mehrere Gründe. Zum einen kann ein Spermiogramm sehr einfach auch außerhalb eines Kinderwunsches erstellt werden. Da wir aber bei Frauen während einer bestehenden Coronavirus-Infektion keine Kinderwunschbehandlungen durchführen, gibt es keine entsprechenden Untersuchungen der Vaginal- oder Gebärmutterschleimhaut. Dazu kommt, dass weniger Frauen im relevanten Alter schwere Verläufe erleiden und auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Bei den Männern, die eine Intensivbetreuung wegen Covid-19 benötigt haben, konnten im Spermiogramm jedoch Beeinträchtigungen der Spermien in Beweglichkeit, Konzentration und Morphologie, also Schwanz-Kopf-Geißel-Defekte, festgestellt werden. Das ist jedoch keine Besonderheit der SARS-CoV-2-Infektion. Das passiert bei jedem Mann, der in einem lebensbedrohlichen Zustand ist. Hier spielen auch die Medikamente, die man auf der Intensivstation zur Lebenserhaltung einsetzen muss, eine wichtige Rolle. Ob es durch Infektionen mit SARS-CoV-2 langfristige Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit geben wird, sehen wir erst in ein paar Jahren, wenn sich die betroffenen Männer erholt haben und einen Kinderwunsch realisieren möchten.“

Abschließend empfiehlt Toth Frauen, sich vor der Verwirklichung des Kinderwunsches impfen zu lassen und dann noch vier Wochen zu warten. Die internationale Empfehlung ist, zwei bis vier Wochen Abstand zu lassen. Ist die Frau bereits schwanger, dann rät sie zu einer Impfung ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Besonders eindrücklich empfiehlt die Expertin die Impfung Frauen mit einem hohen Risiko für einen schweren Infektionsverlauf in der Schwangerschaft – wie zum Beispiel bei Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck – sowie sehr infektionsexponierten Frauen, um die Mutter zu schützen und dem Kind in den ersten Wochen einen Nestschutz zu ermöglichen. Antikörper der geimpften Mutter gehen damit auf das Kind über und bieten ihm einen passiven Schutz.

Quelle:

Presseaussendung der Medizinischen Universität Innsbruck vom 4.8.2021

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